Bericht des Straubinger Tagblatts vom 24. Februar 2018 – Autor: Monika Schneider-Stranninger
Die Crazy Musical Company hat ganz unspektakulär die spektakuläre Katze aus dem Sack gelassen: Ihr nächstes Musical-Großprojekt heißt „Doktor Schiwago“. Dass ein – wenn auch hochambitioniertes – Laien-Ensemble die Rechte für ein Musical bekommt, das erst vor wenigen Wochen seine europäische Erstaufführung an der Oper Leipzig erlebt hat, ist alles andere als alltäglich. Premiere soll am 8. März 2019 im Theater am Hagen sein. Ende April, Anfang Mai, finden die Castings statt. Regie führt Andreas Wiedermann, die musikalische Leitung hat Martin Wutz. Es wird die vierte Inszenierung dieses bewährten Teams samt musicalverrückten Ensembles.
Wie ist die Wahl auf „Doktor Schiwago“ gefallen? „Das Stück muss mit unseren eigenen Mitgliedern gut besetzt werden können. Auch wichtig ist, ob unser Chor dem gesanglich gewachsen ist und ob die Musik für ein Orchester unserer Größenordnung spielbar ist“, sagt Ralph Fischer, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Das Vorstandsteam ist stolz darauf, die Rechte für „Doktor Schiwago“ bekommen zu haben, denn „das Stück überzeugt durch zeitgemäßen Sound mit gefühlsbetonten Balladen“, ist sich der Vorstand in der Einschätzung einig. Es war unisono erste Wahl. Schließlich ist Boris Pasternaks epochaler Roman den meisten ein Begriff, vielleicht nicht weil sie den 600 Seiten-Schmöker von 1957 ausdauernd gelesen haben, sondern weil der legendäre Kinofilm von 1965 mit Omar Sharif, der damals fünf Oscars eingeheimst hat, vor ihrem inneren Auge aufscheint.
Erzählt wird die Geschichte des Arztes Jurij Schiwago im zaristischen Russland, der sich zwischen zwei Frauen hin- und hergerissen fühlt, seiner Ehefrau Tonia und der geheimnisvollen Lara. Aber Jurij ist nicht Laras einziger Verehrer, denn neben ihm kämpfen auch Laras Jugendfreund Viktor Komarovskij und ihr Ehemann Pascha Antipov, Führer der Roten Armee, um ihr Herz. Den zeitgeschichtlichen Hintergrund bilden der Erste Weltkrieg, die Oktoberrevolution 1917 und der anschließende Bürgerkrieg. Pasternak hat den Erfolg seines Werks nicht mehr erlebt, in der Sowjetunion war sein Roman 30 Jahre lang geschmäht und verboten. 1958 lehnte er aus Liebe zu seiner Heimat sogar den Literaturnobelpreis ab und starb zurückgezogen zwei Jahre später. Die Musicalversion dieses Stoffs aus der Feder der zweifachen Grammy-Gewinnerin Lucy Simon wurde bereits in Sydney, Melbourne, Brisbane, Seoul, Malmö und am Broadway in New York gezeigt. Und jetzt in Straubing. Das Buch dazu stammt von Michael Weller, die Gesangstexte verfassten Michael Korie und Amy Powers. Die deutsche Fassung stammt von Sabine Ruflair (Gesangstexte) und Jürgen Hartmann. Umsetzen werden das Musical im Theater am Hagen Andreas Wiedermann (Regie), Martin Wutz (Musik) sowie das Creative Team, mit dem die Crazy Musical bei ihren bisherigen Produktionen beste Erfahrungen gemacht hat.
Noch aber arbeitet die Crazy Musical Company an ihrer Gala „Hello Again“, die an Ostern im Theater am Hagen dem Publikum schon mal Appetit machen soll. Denn es wird erste Höreindrücke aus dem Musical „Doktor Schiwago“ geben. Das Publikum kann vor allem aber noch einmal in den Hits der bisherigen drei Erfolgsproduktionen „Oliver!“, „Sunset Boulevard“ und „Jekyll & Hyde“ schwelgen, in weiteren Ohrwürmern des Genres nicht minder. Der Kartenvorverkauf dazu läuft bereits im Leserservice des Straubinger Tagblatts.
Danach wird gleich das neue Großprojekt angegangen. Am 29. April wird das Kinder-Casting, am 6. Mai das Erwachsenen-Casting in den Räumen des Anton-Bruckner-Gymnasiums stattfinden. Neben Vereinsvorsitzender Stephanie Lorenz, die regelmäßig die Chor-Nummern einstudiert, werden Regisseur Andreas Wiedermann und Choreografin Elisabeth Margraf präsent sein. Ein erster Tanz-Workshop schließt sich an.
Zu besetzen sind zwei weibliche und drei männliche Hauptrollen sowie zahlreiche Nebenrollen bei den Erwachsenen. Für die Kinderrollen sind zwei Mädchen („keine weibliche Figur“) und ein Junge („nicht im Stimmbruch, zwischen sieben und elf Jahre alt“) gefragt. „Wir werden bei den Kindern mit Doppelbesetzung spielen“, sagt stellvertretender Vorsitzender Ralph Fischer, „wir brauchen also vier Mädchen und zwei Jungs“. Beim Erwachsenen-Casting sind zwei Stücke vorzutragen (ein Song davon nach eigener Wahl), zusätzlich ein Stück aus der neuen Produktion, die jeweils für die Bewerber ausgesucht werden. Auch Sprechtexte sind auswendig vorzutragen. Zusätzlich gibt es ein Tanz und Bewegungstraining für alle Teilnehmer mit der Choreografin. „Freude am Singen, Teamfähigkeit und sehr gerne Erfahrung im Chor“, nennt Ralph Fischer Faktoren, die jeweils die Erfolgsaussichten erhöhen. Nach dem Casting wird die künstlerische Leitung die Rollen vergeben. Ab September sind erste einzelne Proben mit den Solisten geplant, ab Oktober die Chorproben. Ab Januar sind die dann regelmäßigen szenischen Proben angedacht, bevor es in Richtung Premiere am 8. März 2019 geht.
Gezeigt wird „Doktor Schiwago“ insgesamt 13 mal, donnerstags bis samstags jeweils um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Aufführungen sind für jeden Einzelnen eine zeitliche Herausforderung, neben Beruf und Familie. Das ist dem Team bewusst. „Umso schöner ist es, dass sich unsere Vereinsmitglieder immer wieder mit so viel Zeitaufwand und Engagement beteiligen“, sagt Ralph Fischer. Aber es stehen eben alle gerne auf der Bühne.“